Wann ist Stress eigentlich Stress?

Hast Du Dich schonmal gefragt, ob Du gestresst bist? Wann Stress eigentlich Stress ist?

Viele meiner Klienten fragen sich, ob sie sich überhaupt gestresst fühlen dürfen. Denn bei anderen Menschen ist doch viel mehr los oder andere haben es doch viel schwerer!

Indem sie an sich und ihrem Bauchgefühl zweifeln, steigt der Stress nur noch weiter. Warum? Weil sie sich – neben Stress und Überforderung, die ohnehin schon da sind – auch noch falsch, schwach und defizitär fühlen.

Was antworte ich dann auf diese Frage? Immer mit „Ja“! Denn Stress ist individuell. Für jeden hat Stress eine andere Bedeutung und jeder hat eine individuelle Toleranzschwelle. Nicht zuletzt spielt die Resilienz, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist, eine große Rolle.

 

Stress ist also nicht objektivierbar oder zwischen Menschen vergleichbar. Jeder Einzelne bringt einen anderen Rucksack mit. D. h. jeder hat andere Erfahrungen gesammelt, unterschiedliche Dinge erlebt, ein unterschiedliches soziales Netz zur Verfügung, hat eine andere Sozialisation durchlaufen und ein anderes Elternhaus erlebt, geht anders mit Herausforderungen um. Hier sind nur ein paar wenige Einflussgrößen genannt. Du kannst Dir sicher vorstellen – es gibt noch unendlich viele mehr. Auch die aktuell stressauslösende Situation ist bei den aller wenigsten komplett identisch. Das macht also jeden Vergleich sinnlos.

D. h. also, wenn Du Dich gestresst fühlst, dann DARFST Du das!

 

Was ist Stress eigentlich?

Ganz grundsätzlich ist Stress eine Reaktion unseres Körpers auf eine tatsächliche oder wahrgenommen Herausforderung oder Bedrohung.

Die Stressreaktion ist an sich seit Jahrtausenden in uns verwurzelt, denn wir mussten in der Lage sein, plötzlich extrem physisch zu reagieren – nämlich mit Flucht oder Kampf, wenn z. B. der Säbelzahntiger um die Ecke spaziert kam.

 

Gut, das ist nun wirklich sehr lange her. Trotzdem funktioniert die Stressreaktion noch genauso wie damals. Und ab und an ist das auch ganz praktisch. Z. B. wenn wir schnell einem Auto im Straßenverkehr ausweichen müssen oder unter großem Druck eine super Leistung bringen müssen.

 

Wie funktioniert’s denn nun genau?

Nimmst Du eine Bedrohung (wahrgenommen oder tatsächlich) wahr, werden in Deinem Körper diverse Hormone ausgeschüttet –genau der richtige Cocktail für die wahrgenommene Bedrohung (z. B. Adrenalin, Cortisol). Dein Körper reagiert blitzschnell darauf.

Und zwar mit:

- beschleunigtem Herzschlag (sehr sinnvoll, wenn Du schnell rennen musst)
- erweiterten Pupillen (Du musst ja die Bedrohung gut sehen – also alles an Licht rein ins Auge bitte!)
- Stillstand der Verdauung (die wäre wirklich ganz ungünstig bei Flucht / Kampf!)
- höherer Muskelanspannung (super nützlich bei Flucht / Kampf)
- höherer Blutdruck
- reduzierter Immunreaktion (auch das wär recht ungünstig bei Flucht / Kampf)
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Dein Körper stellt also super schnell alle Energie bereit um zu reagieren. Bei einem Säbelzahntiger-Angriff wäre das toll und lebenswichtig! Bei Stress im Job oder in der Familie sind eigentlich nicht alle Stress-Reaktionen des Körpers (Verdauung runterfahren, Herzschlag erhöhen, etc.) notwendig. Leider reagiert unser Körper heute aber genauso stark auf wahrgenommene wie auch tatsächliche Bedrohungen. Er kann nicht zwischen physischen (Säbelzahntigern, Autos) und mentalen Bedrohungen (Druck in Job/Familie) unterscheiden.

 

Woran merkst Du, dass Du unter Dauerstress leidest?

Sind Dein Körper und Deine Psyche in ständiger Alarmbereitschaft, ist Stress auf die Dauer schädlich und kann eine Art Schleife entwickeln.

Dein Herzschlag wird immer höher, das Immunsystem dauerhaft belastet, unlösbare Verspannungen (besonders im oberen Rücken) stellen sich ein, usw.

 

  • Der Dauerstress kann sich u. a. so äußern:
  • innere Unruhe & Nervosität
  • Schlafstörungen (Ein- und/Durchschlafen, Albträume)
  • Reizbarkeit, schnell aus der Haut fahren
  • Ohrgeräusche, Tinnitus
  • Herzrasen
  • Schwindelgefühle
  • Konzentrationsschwäche, Vergesslichkeit
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Rückenschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Übelkeit, Magenschmerzen, Reizdarm)
  • höhere Infektanfälligkeit
  • Angst-, Panikgefühle
  • Erschöpfung, Antriebslosigkeit
  • Verspannungen, besonders Nacken und oberer Rücken⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀

Dauerhafter Stress macht etwas mit Dir! Er bleibt Dir sprichwörtlich nicht in den Kleidern hängen. Denn hat Deine Psyche kein Ventil für die Belastung durch Dauerstress, muss Dein Körper als Ventil einspringen.

 

Entwickeln sich stressbedingte körperliche Symptome, d. h. psychosomatische Symptome, beginnt häufig ein neuer Teufelskreis und eine neue Stressquelle. Die Betroffenen suchen zunächst ihren Hausarzt auf. Er macht ggf. einen großen Gesundheitscheck, ein Blutbild, etc. – findet aber nichts. Um evlt. anderes abzuklären, geht es weiter zu Fachärzten. Diese ordnen dann weitere zahlreiche Untersuchungen an. Am Ende oft ebenfalls ohne Befund.

Um Missverständnissen vorzubeugen: es ist superwichtig Symptome abzuklären und evtl. zugrundeliegende organische Ursachen auszuschließen! Leider verunsichert jeder befundlose Arztgang die Betroffenen noch weiter und das Gefühl „falsch“ oder gar „verrückt“ zu sein, kann sich verstärken.

 

Damit es gar nicht erst soweit kommt, lohnt es sich m. E. immer, eine Art Erste-Hilfe-Toolkit parat zu haben, um in akuten Stress-Situationen schnell etwas zur Hand zu haben, was Abhilfe schafft. Es ist wie ein Reparatur-Set am Fahrrad. Man hat’s immer dabei. Ist der Reifen mitten im Wald platt, ist es unbezahlbar. Wird es nicht gebraucht, fühlt es sich dennoch gut an, es dabei zu haben.

 

Langfristig ist es wichtig, für einen gesunden Stresslevel zu sorgen und ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen An- und Entspannung zu finden.

 

Als Erste-Hilfe-Toolkit kannst Du Dir hier gratis die 35 besten Anti-Stress-Tipps als eBook (.pdf oder .mp3) herunterladen! Es ist für Dich 100% kostenlos und steht zum Download bereit:

Au ja - her damit!

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